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Inselhüpfen am Ligurischen Meer

von Stefan Prüller

Im Vorjahr (2021-08 Nordseerunde) haben wir zwar das Meer gesehen, dieses Jahr möchten wir aber auch badetaugliche Temperaturen sicherstellen.

Die Adria haben wir schon beflogen (2019-07 Ungarn-Kroatien), deshalb geht es heuer weiter nach Südwesten, auch hier gibt es jede Menge vielversprechender Ziele!

Unser Fluggerät ist, wie schon die letzten Male, die Cessna 172 Rocket (siehe auch Flotte), mit der das Reisen viel Spaß macht, weil auch bei heißen Temperaturen (siehe auch https://de.wikipedia.org/wiki/Dichtehöhe) und den hohen Flugflächen, die über Italien und Frankreich für Instrumentenflug meistens notwendig sind, ausreichende Leistungsreserven vorhanden sind.
Die geplante Route führt uns von unserer Homebase Vöslau (LOAV) direkt nach Italien, wo Padua unser erstes Ziel ist. Danach soll es über Elba nach Korsika weitergehen, wo Calvi als Zwischenstation dienen soll. Von Calvi verläuft unser Weg über das Meer nach Cannes, das wir als Basis für ein paar Landausflüge nehmen werden. Von der
Côte d’Azur geht es wieder in Richtung Heimat, nicht ohne einen Zwischenstopp in Portoroz, ein altbekanntes Ziel. Die letzte Etappe kennen wir gut – von Portoroz nach Vöslau sind wir schon oft geflogen

Hier kann wieder die Route detaillierter angesehen werden!

Und ein Video zu dieser Reise…


Tag 1: Vöslau -> Padua

Im Vergleich zum Vorjahr haben wir heuer keinen Wetterstress – für die Regionen, in die uns unserer Reise führen soll, ist für die nächsten Tage bestes Flugwetter angesagt, so können wir entspannt loslegen.

Weil wir es gerne komfortabel haben (in der Höhe ist die Luft meist ruhiger) und es fliegerisch bequemer ist (Streckenfreigabe durch alle Lufträume) werden wieder die meisten Flugabschnitte nach Instrumentenregeln durchgeführt (kleine Erklärung siehe Reisebericht 2021-08 Nordseerunde)

Hier die Angaben aus dem Flugplan:
DCT MOVOS/N0110F110 IFR DCT RADLY DCT RIFEN Y526 RON P125 ROSKA M859 TULIK L615 AKADO VFR

Nachdem die IFR Procedures in Vöslau nun wieder in Kraft sind, können wir uns die erste “Clearance” bereits am Boden holen – viel Zeit lässt uns der Controller diesmal nicht, die Freigabe gilt nur für wenige Minuten, binnen derer wir starten und uns bei “Wien Radar” auf freigegebenen Abflugroute wieder melden müssen. Alles klappt gut und nach dem Erstanruf gibt uns der Lotse gleich die Freigabe zum Steigen auf unsere Reisehöhe und bis zum Übergabepunkt “RADLY” an der slowenischen Grenze.
Das Wetter ist herrlich und ruhig, so können wir die Aussicht genießen und lassen die Landschaft unter uns durchziehen. Auch der weitere Flugverlauf ist wie geplant, nach dem Passieren des slowenischen Luftraums kommen wir bei Triest an die Adriaküste und haben einen wunderbaren Überblick über die obere Adria – auf der einen Seite reicht die Sicht von den Badeorten Grado, Lignano, Caorle, etc. bis hinüber nach Triest und sogar Teilen der slowenischen Küste. Richtung Westen breiten sich die Lagunen bei Grado und später Venedig aus. Gleich nach Venedig geht es auch schon im Sinkflug direkt Richtung Padua weiter, kurz können wir im Anflug schon einen ersten Blick auf die Stadt werfen, dann setzen wir auch schon am Flugplatz “Aeroporto Civile Gino Allegri” bei Padua auf.


Der Empfang am Flugplatz ist freundlich, wir tanken unsere “OE-DLP” gleich für den nächsten Tag auf und nach einer kurzen Fahrt mit dem Taxi können wir unser Hotelzimmer in der “Albergo Verde” beziehen. Wir bleiben aber nicht lange im Zimmer, sondern machen uns gleich auf, um die Stadt zu erkunden.

Padua kannten wir bisher nur vom vorbeifahren – was sich als Fehler herausgestellt hat – die Stadt hat einiges zu bieten! Wir nutzen die paar Stunden, die wir zur Verfügung haben, für einen Spaziergang durch die Altstadt und stellen fest, dass es hier viel Sehenswertes gibt – Gebäude, Museen und viele nette Lokale laden zum Verweilen ein.


Tag 2: Padua – Elba – Calvi (Korsika)

Nachdem wir schon am Vortag getankt hatten, können wir ohne Verzögerung unsere heutige Etappen starten. Wir haben einiges vor – zuerst über die Apenninnen bis nach Elba, danach noch einen “Hüpfer” rüber auf Korsika, genauer gesagt, nach Calvi im Nordwesten der Insel.

Hier der Flugplan für die erste Etappe:
LIPU N0110F060DCT LAREN/N0110F100 IFR N503 CHI M167 SUKOM Q125 OMAKU/N0110F110 Q125 ELB VFR LIRJ
Vor dem Start müssen wir ein paar Minuten warten, bis wir dran sind – ein paar Franzosen haben offenbar auch Padua als Destination entdeckt und verlassen als Gruppe von 4 Flugzeugen Richtung Nordwesten.
Wir starten in die gleiche Richtung, drehen allerdings dann rasch nach rechts und dürfen auch sofort in den Steigflug gehen, nachdem wir die Streckenfreigabe vom Radarcontroller erhalten haben. Im Abflug können wir noch den Blick auf die Altstadt von Padua genießen, dann geht es in südwestlicher Richtung weiter. Wie schon gestern haben wir auch heute wieder Gegenwind, deshalb müssen wir mit längerer Flugzeit rechnen. Der Vorteil ist, dass wir damit mehr Zeit haben, uns die Landschaft, die unter uns durchzieht ansehen können. Wir passieren die Städte Ferrara und Bologna, danach kommen schon die Erhebungen des Apenninnen Gebirgszugs in Sicht. Kaum haben wir die Berge überquert, kommen wir schon an Florenz vorbei und bestaunen in weiterer Folge die malerischen Städte der Toskana.


Schließlich nähern wir uns der Küste und das Wetter wird trüber – fliegerisch aber kein Problem, die Wolken sind nicht dicht und die Sichtweiten sind auch im Sichtflug kein Problem (IFR haben wir noch über dem Festland “gecancelt”, um früher sinken zu können).

Der Anflug auf Elba von Nordosten ist fliegerisch ein Leckerbissen, weil man fast in Gebirgsfliegermanier die Bergkonturen abfliegen muss, um den Endanflug auf die Piste sauber hinzubekommen. Für Passagiere ist es nicht die vollkommende Freude – die Topographie bringt einige Verwirbelungen mit sich, die dann Turbulenzen verursachen ⇒ es schüttelt uns ein paar Mal kräftig durch. Durch diese Zone sind wir aber schnell durch und landen problemlos in “Marina di Campo”.

Auf Elba ist kein langer Aufenthalt geplant, nach einem kleinen Imbiss geht es weiter – Korsika wartet schon auf uns!

Hier wieder der Flugplan für den zweiten Leg des Tages (für Calvi muss man sich vorher anmelden, deshalb die PPR Nummer):

LIRJ N0110F090 CAPCO/N0098F090 IFR CAPCO2L LFKC PPR-Nr. ACLY002444

Der Weg nach Korsika ist nicht weit, die geplante Flugzeit wäre ca. 45 Minuten gewesen – allerdings schickt uns der Lotse kurz vor dem Anflug auf Calvi in die Warteschleife, weil ein paar Verkehrsmaschinen im Anflug sind. Wir genießen das Panorama inzwischen, landen dann aber deswegen doch etwa 20 Minuten später als gedacht.

Unsere OE-DLP wird versorgt, bekommt einen netten Parkplatz und wir fahren mit dem Taxi zum gebuchten Hotel “Sole Mare” nahe der Altstadt.

Das Hotel entspricht unseren Erwartungen – wir haben einen tollen Blick auf die Küste – den Abend nutzen wir für einen ersten Spaziergang und Abendessen im Ort.


Tag 3: Calvi (Korsika)

Heute bleiben wir am Boden, wir wollen den Tag in und um Calvi verbringen.

Dazu borgen wir uns nach dem Frühstück Fahrräder aus und erkunden die Strände. Die Vegetation ist immer wieder beeindruckend – hier wächst alles, was bei uns mühsam überwintert werden muss an jeder Ecke wild. Ein nettes Strandcafe lädt zum Pausieren ein, der Blick auf den Sandstrand und über die Bucht auf die Zitadelle von Calvi lässt keine Wünsche über. Schließlich müssen wir aber doch wieder zurück, der Radverleih hat nur bis 18:00 geöffnet. Zu Fuß geht es weiter, wir streifen durch die Altstadt – hier gibt es viele kleine Lokale und Geschäfte, die um Kundschaft werben. Nach dem Abendessen im Hafen erkunden wir die Zitadelle, von der man einen herrlichen Blick über die gesamte Bucht hat – mit einem fast schon kitschigen Sonnenuntergang geht der Tag auch schon wieder zu Ende und wir ziehen uns ins Hotel zurück, um den Weiterflug am nächsten Tag zu planen.


Tag 4: Calvi – Cannes

Das Wetter bleibt uns gewogen, wir wollen den “Sprung” an die Côte d’Azur machen.

Unser Flugplan für heute:

LFKC N0110F040 SODRI1R SODRI SODRI2V LFMD PPR-Nr. Calvi DCLY002444

Die Besonderheit für uns ist diesmal, dass wir unsere Schwimmwesten anlegen müssen, da die gesamte Strecke über Wasser führt und im Notfall keine Zeit bleiben würde, sie erst anzulegen.

Glücklicherweise bleiben das reine Vorsichtsmaßnahmen, der Motor unserer “Rocket” läuft die gesamte Reise über zuverlässig und ohne die kleinsten Probleme. Somit können wir uns wieder ganz auf die Aussicht konzentrieren und warten nach dem Verlassen von Korsika, bis die Küste des Festlands in Sichtweite kommt. Wieder einmal haben wir Gegenwind und brauchen etwas länger, aber schließlich bekommen wir gleich die Freigabe für einen Direktanflug auf die Piste 35 des Flughafens Cannes-Mandelieu.

Auch hier haben wir schon ein Hotel vorreserviert – es ist aber gar nicht so einfach, ein Taxi vom Flughafen nach Cannes zu bekommen. Nach einiger Wartezeit klappt es aber dann doch – dafür fahren wir mit einem elektrisch umgebauten Londoner Black Cab und dazu passend gekleideter Chauffeurin den kurzen Weg ins “IBIS Cannes Plage La Bocca”.

Nachdem wir noch genug Zeit haben, fahren wir danach noch mit der Bahn ins Zentrum von Cannes, schnuppern schon etwas Strandatmosphäre und mieten einen Motorroller für die nächsten zwei Tage.


Tag 5: Cannes – Monaco

Nein, diese Strecke wird natürlich nicht geflogen – Monaco hat keinen Flughafen und Nizza ist für kleine Flugzeuge überproportional teuer.

Wir haben uns deshalb ein hier sehr gängiges Verkehrsmittel beschafft – mit dem Motorroller kommt man hier super weiter und auch Parkplätze sind kein Problem.

Den Hinweg wollen wir über die Autobahn bewältigen, retour soll es dann gemütlicher entlang der Küste gehen – wir haben ja Zeit.

Auf der Autobahn kommen wir auch wirklich flott voran – was mir allerdings bis heute nicht ganz klar ist – müssen Motorroller Autobahngebühren zahlen? Wir hätten es beim Vermieter so verstanden, dass dem nicht der Fall ist – wie kommt man dann allerdings an den Bezahlschranken vorbei? Wir lösen das Problem kurzerhand, indem wir uns hinter vorausfahrenden Autos “durchschummeln” – bin schon gespannt, ob irgendwann Strafen dafür nachgeschickt werden…

In Monaco angekommen, stellen wir fest, dass hier noch die Rückbauten nach dem Formel 1 Grandprix (fand vor einer Woche statt) im Gange sind – die Boxenstraßen und einige Absperrungen werden erst entfernt, Teile der Stadt sind Baustelle.

Wie erhofft, ist Parken mit dem Roller kein Problem und so spazieren wir gleich mal entlang der Boxenstraße im Yachthafen herum und bestaunen auf der einen Seite die Schiffe und auf der anderen Seite die Autos (vermutlich) der Schiffseigner. Nach einem Abstecher zum Casino (noch mehr teure Autos fahren hier auf und ab) wollen wir noch zum Fürstenpalast – hier scheitern wir allerdings am Baustellenchaos – das verwirrende Tunnelsystem und einige Straßensperren leiten uns immer wieder um, sodass wir den Fürstenpalast sausen lassen und uns stattdessen wieder auf den Weg zurück nach Cannes machen. Jetzt allerdings entlang der Küste – sehr schön und sehenswert, dauert aber auch entsprechend länger. Abendessen nahe dem Hotel, dann ist es auch schon wieder genug für heute.


Tag 6: Cannes – Nizza – Saint-Paul-de-Vence

An Nizza sind wir nun schon zweimal vorbeigefahren – heute wollen wir uns die berühmte Stadt näher ansehen. Den Weg kennen wir schon, wir nehmen wieder die Route an der Küste und parken uns direkt an der Promenade des Anglais ein. Hier ist was los, zwischen Strandpublikum, Fußgängern, Radfahrern und Straßenverkehr sind es nur wenige Meter, aber alles scheint unkompliziert und selbstverständlich zu sein. Wir lassen uns treiben und schlendern durch den Markt in der Altstadt und besteigen den Aussichtsberg, von dem man einen tollen Blick über die ganze Bucht bis zum nahegelegenen Flughafen hat.

Am Rückweg nach Cannes machen wir noch einen kleinen Abstecher in die Berge und besichtigen Saint-Paul-de-Vence, ein kleines Künstlerdorf mit herrlichem Blick auf die Küste. Hier gibt es malerische kleine Gassen und viele Galerien und Kunsthandwerkgeschäfte, aber auch die alten Befestigungsanlagen sind sehenswert.

Nachdem wir unseren Motorroller bis 18:00 zurückbringen müssen, bleibt uns hier nicht viel Zeit und wir verbringen unseren letzten Abend an der Côte d’Azur wieder in Cannes.


Tag 7: Cannes – Portoroz

Heute steht unsere längste Flugetappe bevor – es geht von der Côte d’Azur quer über den “Stiefel” Italiens nach Portoroz in Slowenien.

Der Flugplan für heute:
LFMD N0110F100 BASIP9K BASIP Y15 ABN Z388 IXITO/N0110F110 Z388 BETMU/N0110F100 Z388 CHI/N0110F070 M167 ROTAR LJPZ

Der Start erfolgt auf der Piste 17 (d.h. fast genau Richtung Süden) – die französischen Controller sind freundlich und professionell, sprechen gut verständliches Englisch und leiten uns durch den Verkehr nach und von Nizza. Es geht entlang der Küste und so können wir uns nach der Reihe nochmals alle Orte der Côte d’Azur von oben ansehen.

Nach kurzer Zeit sind wir bereits im Luftraum von Italien und queren bei Albenga den Golf von Genua. Bei Sestri Levante erreichen wir die Ligurische Küste und es geht weiter über die Berge des Apennin. Heute ist der Gegenwind erfreulicherweise schwach und wir kommen gut voran.

Links zieht Parma an uns vorbei, auf der rechten Seite können wir zuerst Modena und dann Ferrara ausmachen, bevor wir bei Chioggia die Adria erreichen. Von hier ist es nur noch ein kurzer “Sprung” über das Wasser, bevor wir die Landefreigabe für Portoroz bekommen.

Der Flugplatz von Portoroz ist für uns schon fast ein Heimatplatz, schon öfters haben wir hier Zwischenstation gemacht.

Mit dem Taxi geht es nach Piran, wo wir ein Zimmer reserviert haben. Im Ort ist einiges los – wie wir feststellen, findet an diesem Wochenende ein Harley Treffen statt – die Teilnehmer:innen kommen offenbar aus ganz Europa. So wird der Tartiniplatz kurzerhand zum Bikertreff umgewidmet und man kann Harleys aus allen Ländern und in allen Konfigurationen bestaunen – auch die Besitzer sind oft bemerkenswert 😎


Tag 8: Portoroz – Vöslau

Unsere Reisewoche geht zu Ende – heute steht noch der Abschlussleg nach Vöslau bevor – den unsere “Rocket” vermutlich schon fast alleine fliegen könnte.

Hier trotzdem noch die Route (hier kann man sehen, wie einfach die Flugpläne im Bereich des SECSI FRA Bereichs sind!)

LJPZ N0110F100 ILB DCT MOVOS VFR LOAV

Der Flug selbst verläuft sehr entspannt – beim Radlpass kommen wir in den österreichischen Luftraum und landen nach einer Woche wieder auf unserem Heimatplatz Vöslau.


Fazit:
Auch in den diesmal beflogenen Regionen hat sich unsere Vereinsmaschine hervorragend bewährt. Vor allem, wenn die Flüge nach Instrumentenregeln durchgeführt werden sollen, ist die Steigleistung (im Sommer auch die Temperaturen berücksichtigen!) ein wichtiger Aspekt, da oft kein brauchbares Routing unter FL100 möglich ist.

Auf allen angeflogenen Plätzen war die Treibstoffversorgung problemlos, das Preisniveau ähnlich zu dem (leider hohen) in Vöslau – mit zwei Ausnahmen: Elba ist speziell teuer (deshalb haben wir dort nicht getankt) und Portoroz im Vergleich günstig.
Die Verständigung am Funk war überall gut und freundlich – meine ursprüngliche Befürchtung, hier in Italien und Frankreich oft nachfragen zu müssen, hat sich keineswegs bestätigt.
Mit entsprechender Vorbereitung sind alle Plätze der Route problemlos anfliegbar, auf lokale Gegebenheiten muss man sich natürlich einstellen – z.B. bekommt man im Anflug auf Elba von Nordosten lange keine Funkverbindung mit dem Turm (man hört aber zum Teil andere Maschinen und kann daraus die Betriebspiste etwas früher herausfinden), weiters sollte man sich die Anflugroute (vor allem beim Anflug von Nordosten) genau ansehen (hier gibt es gute Informationen auf der Homepage des Flugplatzes – siehe https://www.elbaisland-airport.it/en/)