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auch im Norden gibt es Meer…

von Stefan Prüller

Heuer ist es endlich soweit – nachdem es in den letzten beiden Jahren nicht klappen wollte – nun wollen wir die Nordsee erkunden!
Damit die einzelnen Flugetappen nicht zu lange werden (und auch zum Auftanken) ist am Hinweg ein (Tank-)Stopp in Hof-Plauen (Bayern) vorgesehen – am Rückweg wollen wir uns noch einen Tag in Bayreuth Zeit nehmen.
Startpunkt ist wie immer unsere Homebase, der Flugplatz Vöslau.

Hier kann wieder die Route detaillierter angesehen werden!

Und ein Video zu dieser Reise…


Tag 1: Vöslau -> Hof-Plauen -> Emden

Heute steht gleich zu Beginn die längste Tagesstrecke auf dem Programm – damit wir möglichst schnell an die Nordsee kommen, sind gleich zwei Legs geplant.
Um etwas weniger wetterabhängig zu sein, fliegen wir nach Instrumentenflugregeln, das bedeutet wie „die Großen“ – mit Flugplan und genauen Routings für Abflug, auf Strecke und Landung. Für Interessierte – so sieht unsere Route nach Hof-Plauen aus:
LOAV TAGAS/N0110F090 IFR DCT RENKA DCT USEMI DCT BAGMI DCT ARMUT DCT ABERU ABERU1B EDQM
(LOAV ist die Kennung für den Flugplatz Vöslau, EDQM für Flugplatz Hof-Plauen. Die anderen Kürzel sind Wegpunkte, die ins GPS eingegeben werden und den Verlauf der Route definieren.)
Die Route geht somit von Vöslau an St. Pölten und Linz vorbei, bei Passau nach Bayern und knapp an der Tschechischen Grenze entlang bis Hof-Plauen.
Wir fliegen in „Flightlevel 090“, das bedeutet in 9000 Fuß Höhe über dem Meeresspiegel, was etwa 3.000m entspricht.

  • Stift Melk
  • Flying on top IFR

Nachdem das Instrumentenabflugverfahren von Vöslau derzeit nicht in Kraft ist, starten wir im Sichtflug und bekommen unsere Streckenfreigabe erst im Flug von „Wien Radar“.
Das Wetter ist ruhig, wir können über die Wolken steigen und die Aussicht auf die vorbeiziehende Landschaft genießen. Auch die Fluglotsen meinen es gut mit uns,
wir bekommen bald eine Abkürzung „direct ARMUT“ (wusste schon, dass Fliegen teuer ist, aber das 😉)
Von „Wien Radar“ werden wir an „Linz Radar“ übergeben, von dort geht es nach Deutschland mit „Munich RADAR“. Leider haben wir etwas Gegenwind, somit brauchen wir doch etwas länger als geplant, auch die Wolken reichen hier höher und wir werden beim Durchfliegen etwas durchgeschüttelt.
Hof-Plauen hat auch ein Instrumentenanflugverfahren – allerdings fragt uns Munich RADAR im Anflug, ob wir auch nach Sicht anfliegen können, da wir sonst mit Verzögerungen rechnen müssten. Wetter ist gut, also machen wir einen Anflug im Sichtflug und landen nach etwa 2,5h in Hof-Plauen.
Hier gibt es nicht allzu viel Infrastruktur, nur einen Briefingraum mit Kaffee- und Snackautomaten – somit nutzen wir den Stopp zum Tanken und starten bald wieder, um unsere zweite Etappe nach Emden zu absolvieren.
Auch dieser Flug ist ein Instrumentenflug – hier die aufgegebene Route:
EDQM TABAT2T TABAT DCT LASTO M852 BIRKA T803 GITEX DCT SAS DCT DESIM/N0110F040 DCT BASUM DCT ABDIM DCT EMPIT EDWE
Weiter geht es also, vorbei an Erfurt und Weimar, Richtung Nordwesten – im Verlauf des Fluges kommen wir auch in die Nähe von Hannover, Bielefeld und Bremen.
Wie schon im letzten Teil des ersten Fluges heute, müssen wir öfters durch die Wolken fliegen und sehen nicht viel von der Landschaft. Erst im Anflug auf Emden sehen wir dann, wie sich die Landschaft verändert hat – alles ist flach und wir sehen bereits die Küste bei der Emsmündung kurz vor Emden.
Der Anflug und die Landung verlaufen problemlos und kurz darauf stehen wir mit unserer OE-DLP am Vorfeld von „EDWE“.
Hier ist es doch deutlich kühler und windiger als in Österreich – weggeflogen sind wir bei ca. 26°C – hier hat es 15°C bei Windspitzen bis zu 30 Knoten.
Deshalb wird der Flieger sicherheitshalber noch festgebunden, bevor wir uns mit dem Taxi in die Stadt begeben und unser Hotel beziehen.
Am Abend stehen noch ein kurzer Stadtspaziergang und Abendessen auf dem Programm – bevor wir uns müde vom Tag ins Hotel zurückziehen.


Tag 2: Emden

Weil wir am Vortag viel in der Luft waren, bleiben wir heute am Boden und beschließen, uns Fahrräder auszuborgen und so die Stadt weiter zu erkunden.
Emden liegt am Wasser – das war uns schon bekannt – aber verfügt auch über einige Kanäle und ist vom „Emder Wall“ umgeben, der mit dem Fahrrad wunderbar erkundet und abgeradelt werden kann. So folgen wir dem Wall und kommen danach ins Hafenviertel, wo einige nette Lokale zu finden sind und wir es uns gut gehen lassen.
Auf dem weiteren Weg können wir noch beim Schleusen eines Ausflugsschiffes zuschauen und verfahren uns ein Stück in Richtung Ems-Jade Kanal, was aber nicht weiters schlimm ist – so sehen wir noch mehr von der Gegend hier.
Am Nachmittag bringen wir die Fahrräder wieder zurück und gehen wieder zu Fuß durch die Innenstadt. Hier befindet sich auch das „Otto Huus“, das wir uns natürlich nicht entgehen lassen wollen. In den oberen Stockwerken wurde eine Otto Ausstellung eingerichtet, im Erdgeschoss kann man alle möglichen Fanartikel zum ostfriesischen Komiker erstehen. Wir lassen uns weiter treiben und besuchen noch den „Thiele Tee Kontor“. Dabei handelt es sich um DAS Traditions Teehaus von Ostfriesland.
Dort erfahren wir auch, dass die Ostfriesen pro Jahr an die 300l Tee trinken und damit den weltgrößten Teekonsum pro Kopf haben.


Tag 3: Emden – Büsum (Auto)

An sich war für heute geplant, mit dem Flugzeug weiter nach Heide-Büsum zu fliegen, wo unser nächstes Quartier gebucht ist.
Leider sind die Wetterbedingungen schlechter geworden – ein Tiefdruckgebiet hat sich in der Region breitgemacht.
Da eine Verlängerung des Hotels in Emden nicht möglich ist, beschließen wir, uns ein Mietauto zu besorgen und den Tag damit zu überbrücken, um nach Büsum zu fahren.
Somit starten wir gegen Mittag von Emden los, damit der Weg etwas spannender wird, fahren wir über Cuxhaven und nehmen die Fähre über die Elbemündung nach Brunsbüttel.
Die Wartezeit bis zum Ablegen der Fähre nutzen wir für einen kurzen Rundgang im alten Fischereihafen und entdecken das „Bahlsen Outlet“ und kosten Backfisch und Brathering im „Brötchen“ (goar net schlecht – um nicht zu sagen „lecker“ 😉)
Die Fahrt mit der Fähre dauert etwa eine Stunde – leider ist das Wetter recht regnerisch, deshalb müssen wir drinnen sitzen und sehen nicht allzu viel von der Umgebung.

Nach der Ankunft in Brunsbüttel sind es nur noch etwa 40km bis nach Büsum – kurz vor der Ankunft im Hotel können wir noch einen ersten Blick auf die Heidelandschaft dort machen – erinnert ein wenig an den Seewinkel im Burgenland – sehr idyllisch!
In unserem Quartier gibt es kein Abendessen, aber freundlicherweise hat uns die Dame von der Rezeption ein paar Adressen von guten Restaurants aufgeschrieben. So finden wir noch den Gasthof „Oldenwöhrden“ und können unseren Hunger stillen, bevor es wieder zurück ins Hotel geht.


Tag 4: Emden – Büsum (Flugzeug)

Wir starten heute sehr zeitig – schließlich müssen wir zuerst mit dem Auto zurück nach Emden, bevor wir dann endlich wieder fliegen können.
Wetter sieht nun wieder etwas besser aus – trotzdem fahren wir durch einige Schauer, auch in Emden regnet es immer wieder.
Wir geben den Mietwagen zurück und begeben uns wieder auf den Flugplatz Emden. Gegen Mittag lassen dann endlich die Schauer nach und wir können schließlich unseren Flug über die Inseln nach Büsum starten.
Unser ursprünglicher Plan wäre gewesen, auf ein paar Inseln zu landen und auch Helgoland einen Besuch abzustatten – daraus wird aus Zeitgründen leider nichts und wir können uns die Inselwelt und das Wattenmeer nur von oben ansehen.
Nach dem Start in Emden geht es somit gleich Richtung Norden bis wir bei Norderney ans Meer kommen und nun die Inseln Baltrum, Langeoog, Spiekeroog und Wangerooge passieren.
Nach Wangerooge geht es weiter über das Meer in Richtung Büsum – auf halbem Weg können wir in der Ferne sogar Helgoland sehen – immerhin 🙂
Die Küste bei Büsum kommt in Sicht – der „Büsum Finger“ (das einzige Hochhaus in der Gegend und sehr weit zu sehen) weist uns den Weg und wir landen nach etwa einer Stunde Flugzeit auf dem Flugplatz Büsum.
Über das hiesige Flugplatzrestaurant haben wir schon vor der Reise Berichte gelesen – hier gibt es vielgelobte Krabbenbrote, die wir natürlich kosten müssen – es lohnt sich!
Das Team am Flugplatz ist sehr freundlich – man kann Fahrräder ausleihen und heute steht sogar ein Smart zur Verfügung, den wir uns ausborgen können.
So kommen wir entspannt wieder im Hotel an und können am Abend sogar noch einen Bummel durch den Ort Büsum machen.


Tag 5: Büsum – Bayreuth

Es steht wieder eine längere Etappe an – heute geht es wieder ein Stück Richtung Heimat, das Tagesziel ist die Festspielstadt Bayreuth.
Das Wetter bleibt spannend – auch heute sind wieder ein paar Schauer und dichte Wolken angesagt – aber schön langsam sind wir es ja ein bisschen gewöhnt…
Hier wieder die aufgegebene Route für Fluginteressierte:
EDXB RIBSO/N0110F090 IFR DCT ESTAD DCT GESTO DCT ULSEN M852 POVEL Z94 GALMA M736 TABAT Q244 KULOK KULOK5Z EDQD
Nachdem von Büsum nur Abflüge nach Sichtflugregeln möglich sind, bekommen wir unsere Streckenfreigabe wieder in der Luft von „Bremen RADAR“. Die Strecke führt uns an Hamburg vorbei und über Wolfsburg dann Richtung Süden bis Bayreuth. Wieder sind die Wolken oft „im Weg“ und wir haben wenig Sicht nach unten. Immerhin haben wir in dieser Richtung etwas Rückenwind und wir sind etwas schneller als geplant. Im Sinkflug auf Bayreuth durchfliegen wir noch ein paar Schauer, dafür können wir den Anflug etwas abkürzen, weil wir unter die Wolken kommen und nach Sicht anfliegen. Wir stellen unsere „Rocket“ einsam am Vorfeld ab und fahren mit dem Taxi in die Stadt zu unserem Hotel. Am Abend können wir gleich einen ersten Stadtrundgang machen und uns einen Überblick verschaffen.


Tag 6: Bayreuth

Heute ist wieder mal eine Flugpause – wir wollen Bayreuth erkunden.
Unser erster Weg führt uns zum Festspielhaus Bayreuth, das auf einem Hügel etwas außerhalb des Zentrums liegt. Was uns bei der Reiseplanung gar nicht bewusst war, ist, dass wir genau in der Festspielzeit hier sind und somit jeden Tag Vorstellungen stattfinden. Wir sind zwar am späten Vormittag beim Festspielhaus – die Vorstellungen beginnen meist erst so ab 16:00 – aber wir haben trotzdem Gelegenheit, Zaungäste bei einer Darbietung von „Rheingold“ im Festspielpark zu sein, was die Atmosphäre gleich noch stimmiger macht.
Im Park können wir auch viel über Wagner, seine Familie und die Geschichte der Festspiele erfahren, die leider auch eng mit weniger schönen Zeiten verwoben ist.
Wir spazieren wieder in Richtung Innenstadt und besuchen „Maisels Bier Erlebniswelt“, eine der Traditionsbrauereien in Bayern. Die Führung durch die alten Teile der Brauerei ist sehenswert – wir sind ganz allein und können uns alles in Ruhe anschauen und lernen, wie das Bier gebraut wird. Schließlich besuchen wir noch das „Liebesbier“, wie das Lokal auf dem Gelände der Brauerei heißt und stärken uns mit einer Bierprobe.
Den Rest des Tages verbringen wir in der Innenstadt – Bayreuth ist ein schönes kleines Städtchen mit vielen sehenswerten Gebäuden, netten Lokalen und einem wunderschönen „Hofgarten“, in dem man herrlich entspannen kann.


Tag 7: Bayreuth – Vöslau

Eine erlebnisreiche Woche geht zu Ende – heute steht der letzte Teil der Reise an – der Flug von Bayreuth nach Vöslau.
Auch heute hängen die Wolken wieder tief, aber kein Problem für den geplanten Abflug nach Instrumentenregeln.
Unser Flugplan für den letzten Abschnitt:
EDQD ABERU2G ABERU T703 ARBAX DCT DEXIT DCT MOVOS VFR LOAV
Die Route ist somit sehr ähnlich zu der vom ersten Tag, netterweise bekommen wir schnell nach dem Start ein „direct DEXIT“ und können etwas abkürzen.
Wie wir es schon von den vorherigen Flügen gewohnt sind, fliegen wir auch heute wieder viel über und durch die Wolken – erfreulicherweise sind sie thermisch nicht sehr aktiv, so dass sich die Turbulenzen in Grenzen halten. Im Sinkflug auf Vöslau „fallen“ wir schließlich aus den Wolken und können die letzten 15 Minuten im Sichtflug fortsetzen und ohne Umwege wieder in Vöslau landen.

Fazit:
Auch wenn wir nicht alle Inseln anfliegen konnten – die Reise hat sich jedenfalls gelohnt – Norddeutschland ist eine lohnende Destination – freundliche Leute, gutes Essen, viele Flugplätze, sehenswerte Orte und Landschaften – war sicher nicht das letzte Mal!