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in der Nacht ist nicht alles grau!

von Stefan Prüller

Auch die kalte und dunkle Jahreszeit hat fliegerisch ihre Reize – vorausgesetzt, man hat:

Alles erfüllt? Check – es kann losgehen!

Der Luftraum über Wien ist ja sehr streng reglementiert und grundsätzlich unter ca. 3.000m nur für An- und Abflug nach/von Schwechat befliegbar (ausgenommen Spezialflüge, z.B. Polizei, Rettung, …)
Die einzige Route, die (nach Freigabe von Schwechat und mit Flugplan) geflogen werden darf, ist die sogenannte VFR Route Donau – diese führt von Klosterneuburg entlang der Donau bis zum Flughafen Schwechat. Diese Route ist schon bei Tag sehr reizvoll, wir wollen uns nun ansehen, was man bei Dunkelheit entlang dieser Route so beobachten kann!

Die konkrete Route:
Flugplatz Vöslau-Kottingbrunn – Wienerwald – Klosterneuburg – Donauturm – Freudenau – Flughafen Schwechat – Münchendorf – Flugplatz Vöslau-Kottingbrunn

Und ein Video zu diesem Flug…


Flugvorbereitung

Vor dem Flug müssen wir einen Flugplan aufgeben, damit die Flugsicherung über unser Vorhaben informiert ist – gerne gesehen ist auch immer ein vorheriger Anruf am Turm in Schwechat, um die aktuelle Verkehrslage zu erfahren und evtl. Flugdetails abzuklären. Die Mädels und Jungs dort sind hochprofessionell und auch immer sehr freundlich am Telefon, was auch gleich ein gutes Gefühl vermittelt.

Wir checken unsere OE-DLP noch im Hangar (da gibt es mehr Licht) und rollen zum Start. Schon zu diesem Zeitpunkt offenbart sich die ganz eigene Atmosphäre eines Nachtflugs – es ist dunkel im Cockpit (die Armaturen sind natürlich beleuchtet und man hat meist eine Stirnlampe o.ä. für die Checklisten und Karten) und der Rollweg zur Piste ist „befeuert“.

  • Cessna 172 Rocket vor dem Nachtflug
  • Rollen zum Start

Wir machen unsere üblichen Checks vor dem Start und starten aufgrund der Windrichtung Richtung Südosten.

Von Vöslau Richtung Klosterneuburg

Es ist eine klare Nacht und unmittelbar nach dem Abheben breitet sich die Landschaft des gesamten Wiener Beckens unter uns aus. Wir lassen die Südautobahn, die sich wie ein leuchtendes Band nach Süden zieht, hinter uns und fliegen Richtung Nordwesten, wo es wesentlich dunkler ist und man die Ausläufer der Berge nur erahnen kann. Wichtig ist in der Nacht natürlich, dass man vor dem Flug die notwendige Flughöhe entsprechend plant, um auch sicher Hindernisfrei zu bleiben – die Hügel des Wienerwalds darf man dabei nicht unterschätzen!
Wir haben starken Rückenwind und passieren nach kurzer Zeit bereits die Westausfahrt – das Auhofcenter und die Landschaftsmerkmale des westlichen Wiens sind gut zu erkennen. Weiter geht es über die dunkle Landschaft, zu unserer rechten immer der wunderbare Blick auf die Lichter der Großstadt.
Schon kommt Klosterneuburg in Sicht, gleich dahinter zieht sich die Donau wie ein dunkles Band durch die Landschaft.

Durch die Kontrollzone Wien

Es ist Zeit für unsere Freigabe zum Einflug in den Luftraum von Schwechat, der schon kurz nach Klosterneuburg beginnt. „Wien Tower“ ist entspannt, die Freigabe für die „VFR Route Donau“ erfolgt ohne Verzögerung. Jetzt kommt der schönste Teil des Fluges – wir biegen über Klosterneuburg rechts ab und folgen zwischen Leopoldsberg und Bisamberg dem Lauf der Donau. Der nunmehr von schräg vorne kommende Wind bremst uns, so können wir den Ausblick auf die Stadt noch länger genießen. Wir kennen den Anblick schon von ähnlichen Flügen tagsüber, allerdings sind die Sehenswürdigkeiten von Wien bei Nacht noch viel besser auszumachen, weil die meisten davon gut beleuchtet sind. So können wir im weiteren Verlauf die Spittelau, DC Tower, Donauturm, Stephansdom, Prater und viele andere spannende Bauten und Straßen der Stadt bewundern.
Unser Weg führt uns weiter, am Funk hören wir mit, wie die Verkehrsflieger ihre Start und Landefreigaben in Schwechat bekommen. Weil wir dem Flughafen immer näher kommen und der Bereich, den wir gleich passieren, noch nicht frei ist, bekommen wir die Anweisung, einen Vollkreis über Freudenau zu fliegen. Somit können wir den Ausblick auf Kaisermühlen noch etwas länger genießen.

Bevor wir unser „Holding“ noch komplettiert haben, fragt die freundliche Controllerin am Funk, ob wir Interesse haben, einen „Low Approach“ (Tiefanflug) auf die Piste 16 (das ist die in annähernd Nord-Süd Richtung) zu machen. Das lassen wir uns natürlich nicht zweimal sagen und so gehen wir tiefer und sehen uns die die Lichter des Flughafens noch näher an. Kurz vor dem Ende der Piste drehen wir, wie vereinbart nach rechts ab und fliegen weiter in Richtung Münchendorf, wo wir den Luftraum von Schwechat wieder verlassen. Schließlich kreuzen wir die Südautobahn und befinden uns bereits wieder im Anflug nach Vöslau und landen sicher auf unserem Heimatflugplatz.


Fazit:

Es müssen nicht immer weite Flüge sein, auch die nähere Umgebung hat ihre Reize. Nachtflug ist ein spezielles Vergnügen – meistens ist die Luft ruhiger als bei Tag und man schwebt förmlich durch die Landschaft. Außerdem sieht man auch in der Nacht viel mehr, als man meinen mag und speziell in der Stadt sind viele Sehenswürdigkeiten besser sichtbar als bei Tag!
Zur Nachahmung wärmstens empfohlen!

Und für alle, die selbst nicht die Möglichkeit dazu haben – hier kann geholfen werden: Mitfliegen